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    Artikel des Monats Februar 2011 Teil 5

    Schmerzen bei ME/CFS

    Schmerzen sind ein sehr verbreitetes Symptom bei ME/CFS. Sie treten in den Muskeln und/oder Gelenken auf, können aber auch großflächig, wandernd und von unterschiedlicher Intensität sein. In Umfragen gaben 79% der Patienten an, dass sie manchmal oder meistens oder immer starke Schmerzen haben, und zwischen 84% und 94% der Patienten berichten in entsprechenden Studien über Muskel- oder Gelenkschmerzen unterschiedlicher Stärke.

    Trotzdem gibt es sehr wenig wissenschaftliche Informationen über die spezifischen Merkmale des Schmerzes von ME/CFS-Patienten. Welche Art von Schmerz haben sie? Wo ist er lokalisiert? Welche Stärke hat der Schmerz? Um das herauszufinden, hat die britische Gruppe ME Research UK eine Studie an der Glasgow Caledonian University (mit-)finanziert. Der erste Artikel über diese Studie ist gerade im Journal of Musculoskeletal Pain erschienen.

    Für die Studie wurden 50 ME/CFS-Patienten mit Schmerzen ausgewählt, die alle von Ärzten nach den Fukuda-Kriterien von 1994 und den Kanadischen Kriterien von 2003 diagnostiziert worden waren. Keiner der Teilnehmer hatte eine psychiatrische Erkrankung oder irgend eine andere schwere Erkrankung wie Krebs, rheumatoide Arthritis oder Multiple Sklerose.

    Unter den 50 Patienten waren auch zehn, die schwer erkrankt sind und zuhause aufgesucht werden mussten. Man wollte so sicherstellen, dass das gesamte Spektrum des ME/CFS erfasst wurde

    Die 50 Patienten waren im Durchschnitt seit 12,6 Jahren krank (zwischen 1,3 und 27,4 Jahren), und nur einer von ihnen arbeitete Vollzeit, zwei andere Teilzeit. Man hat ein strukturiertes Interview mit ihnen durchgeführt, und sie haben verschiedene Fragebögen zur Erfassung der Qualität und Stärke ihres Schmerzes ausgefüllt. Dazu gehören der McGill Pain Questionnaire (MPQ), die Pain Anxiety Symptoms Scale (PASS) sowie visuelle Analogskalen.

    Die Ergebnisse offenbaren, dass Schmerzen in der Tat ein wichtiges Symptom von Patienten mit ME/CFS sind. Am häufigsten treten Muskelschmerzen auf. Mehr als zwei Drittel der Patienten leiden darunter. Die durchschnittliche Intensität der Schmerzen zum Zeitpunkt des Interviews wurde auf einer Analogskala mit 100 mm bei 43 mm angegeben, und die durchschnittliche Intensität über die vergangenen 24 Stunden hinweg lag sogar bei 58 mm. Dieser Wert spiegelt, so sagen die Forscher, eher ein genaues Bild der Schmerzerfahrung der Patienten wider, insbesondere dann, wenn die Schmerzen in der Intensität schwanken. Was wirklich beeindruckend ist: die ME/CFS-Patienten berichteten über schwerere Schmerzen als Patienten mit rheumatoider Arthritis oder Multipler Sklerose, also beides Krankheiten, bei denen man anerkennt, dass Schmerzen ein zentrales Symptom sind.

    Die Patienten beschrieben die Schmerzen als „pochend“, und „ziehend“, „nagend“ und „brennend“, und die schwerer Erkrankten beschrieben sie als „erschöpfend“ und „dumpf“ oder „zermürbend“. Keiner benutzte weniger gefühlsgeladene Worte wie „stark“ oder „lästig“, was bei den schwer Erkrankten auf eine schwerwiegendere Qualität und Intensität der Schmerzen schließen lässt. Diese Beschreibungen können einen Hinweis auf die Mechanismen geben, die den Schmerz verursachen. Insbesondere „brennende“ Schmerzen werden oft mit neuropathischen Störungen in Verbindung gebracht, bei denen die Nerven geschädigt sind. Und diese Beschreibungen können auch helfen, die Veränderung der Qualität der Schmerzen im zeitlichen Verlauf einzuschätzen, also etwa nach einer Behandlung. Trotz der Belastung durch die Schmerzen beschrieben die meisten Teilnehmer der Studie ihre Stimmung als allgemein positiv, auch wenn diejenigen mit schwereren Schmerzen tendenziell eine schlechtere Stimmung hatten.

    Am häufigsten traten die Schmerzen an der Halswirbelsäule (66%), den vorderen Oberschenkeln (44%-46%), der Lendenwirbelsäule (42%) und der hinteren Wade (38%), und die meisten Patienten hatten an mehreren dieser Stellen Schmerzen. Beinahe ein Drittel der Patienten gab an, sie hätten die stärksten Schmerzen in Bereich der Halswirbelsäule und des oberen Trapeziusmuskels, während 20% die Schulter bzw. den oberen Brustkorb und weitere 20% die rechte Lendenwirbelsäule als die schmerzhaftesten Regionen angaben. 28 Patienten sagten, die Schmerzen wären am Morgen am stärksten, vier gaben den Nachmittag, zehn den Abend und acht gaben die Nacht als die schlimmste Zeit an.

    Die Ergebnisse des Fragebogens Pain Anxiety Symptoms lassen darauf schließen, dass die Teilnehmer der Studie nicht übermäßig besorgt oder ängstlich auf ihre Schmerzen reagierten, obwohl die am schwersten Betroffenen anfälliger dafür waren. Wenn es um die Einschätzung der Lebensqualität geht, so sind die Patienten zwar auf der körperlichen Ebene sehr viel weniger funktionsfähig, aber nicht in Bezug auf ihre Emotionen oder ihre geistig-seelische Gesundheit. Auch das war bei den schwerer Erkrankten wieder stärker ausgeprägt.

    Dies ist die erste größere Studie, mit der das Erleben von Schmerzen bei Menschen mit ME/CFS dokumentiert und kategorisiert wurde und mit der solide, objektive wissenschaftliche Belege für das geliefert werden, was bislang nur als einzelne oder klinische Berichte über Schmerzsymptome vorlag. Die bei Menschen mit CFS auftretenden Schmerzen sollten genauso wie bei anderen Krankheiten, bei denen Schmerzen ein bedeutendes Symptom sind, ernst genommen und behandelt werden. Es müssen für jeden Patienten  Managementstrategien individuell abgestimmt werden, die sich sowohl gegen die Erschöpfung als auch gegen die Schmerzen richten. Die Autoren schlussfolgern: „Diese Studie hat die Tatsache unterstrichen, dass das Problem chronischer Schmerzen bei CFS genauso ernsthaft behandelt werden muss wie die Schmerzen, die Menschen mit anderen Krankheiten erleben, etwa mit rheumatoider Arthritis oder Multipler Sklerose.“                    

     

    Marshall R, Paul L, McFadyen AK, Rafferty D, Wood L. Pain characteristics of people with chronic fatigue syndrome. Journal of Musculoskeletal Pain 2010; 18: 127-37.

    http://informahealthcare.com/doi/abs/10.3109/10582452.2010.483966?journalCode=mup