Artikel des Monats Januar 2013 Teil 4
Psychiater Simon Wessely wird geadelt
- für seine "Verdienste" für die Golfkriegsveteranen
ein Kommentar von Margaret Williams
Erheben Sie sich, Sir Simon von Margaret Williams vom 29. Dezember 2012 Original hier, Übersetzung von Regina Clos Am 6. November 2012 hat die Stiftung ‚Sense about Science’, eine Schwesterorganisation des ‚Science Media Centre’, verkündet dass Professor Simon Wessely den ersten John Maddox Preis erhält „für seinen Ehrgeiz und seinen Mut auf dem Gebiet der ME (Chronic Fatigue Syndrome) und dem Golfkriegssyndrom [zu forschen] und der Art und Weise, wie er tapfer mit Einschüchterung und Schikanen fertig wurde, wenn er über seine Arbeit und die seiner Kollegen sprach.“ (http://www.senseaboutscience.org/pages/2012-maddox-prize.html ). Wesselys reichlich veröffentlichte und mündlich vorgetragene Ansichten über die psychosomatische Natur der ME sind wohlbekannt, und die Menschen werden sich daran erinnern, dass Anthony Komaroff, Medizinprofessor an der Harvard-Universität, im Jahr 2000 sagte: „Es gibt jetzt umfangreiche Beweise für einen zugrundeliegenden biologischen Prozess, der nicht mit der Hypothese vereinbar ist, dass (ME/CFS) Symptome umfasse, die aufgrund eines darunterliegenden psychiatrischen Leidens lediglich eingebildet oder verstärkt werden. Es ist an der Zeit, diese Hypothese zu begraben.“ (The Biology of the Chronic Fatigue Syndrome. Anthony Komaroff. Am J Med 2000:108:99-105) Zwölf Jahre später wurde Wessely für seinen „Mut“ geehrt, genau diese Hypothese weiterhin zu fördern. (‘The rewards of science in the UK’ – ein Kommentar von Malcom Hooper zur Verleihung diese Preises und die Fakten über ME/CFS – klicken Sie hier). Wissenschaftler und andere Menschen, die auf legitimerweise und höflich Wesselys widerlegte Überzeugungen infrage stellen, werden beschuldigt, Teil einer „fanatischen Lobby“ zu sein (Independent am Sonntag: “ME bitterest row yet in a long saga”: 25. November 2012) und an einer Kampagne beteiligt zu sein, die seine Arbeit und seine Glaubwürdigkeit untergraben will. (www.independent.co.uk/voices/letters/ios-letters-emails--online-postings-2-december-2012-8373777.html). Tatsächlich bestätigten Professor White und seine 26 Mitunterzeichner in dem oben genannten Brief im Independent am Sonntag, dass die „Anschuldigungen“ gegen Professor Wessely „falsch“ seien und dass „Professor Wessely in erster Linie aufgrund von Anschuldigen wie dieser den Preis erhalten hat“. Nun werden wir Zeuge davon, dass Professor Wessely in den New Year Honours für seine Arbeiten zum Golfkriegssyndrom in den Ritterstand erhoben wird. Es kann wohl kaum in Vergessenheit geraten, dass Wessely die bloße Existenz eines Golfkriegssyndroms geleugnet hat: in ihrem offiziellen Bericht, der in The Lancet veröffentlicht wurde (Health of UK servicemen who served in Persian Gulf War; Catherine Unwin, Anthony David, Simon Wessely et al; Lancet 16 January 1999:353:169-178),, behaupteten die Autoren, sie hätten einen Zusammenhang gefunden zwischen dem „Glauben“, einem chemischen Angriff ausgesetzt gewesen zu sein, aber sie hätten keine spezifische Erkrankung bei den Golfkriegsveteranen finden können und schlussfolgerten, dass es so etwas wie ein Golfkriegssyndrom nicht gäbe. In einem begleitenden, dies unterstützenden Artikel schrieb der verstorbene Stephen Straus kategorisch: „Die zunehmende Zahl der Studien bestätigt jetzt, dass es kein spezifisches Golfkriegssyndrom gibt.“ Dreizehn Jahre später sagte Wessely, seine Ehrung würdigend: „Es kann sein, dass es da keine eindeutiges Golfkriegssyndrom gibt – Golfkriegssyndrom ist eine unzutreffende Bezeichnung – es ist eher eine Erkrankung oder eine gesundheitliche Auswirkung“ (Military health expert knighted: 28th December 2012: http://www.bbc.co.uk/news/health-20850694 ). Wesselys Kommentar muss im Lichte der Tatsache gesehen werden, dass eine „Erkrankung“ heutzutage von manchen als ein „Verhalten“ betrachtet wird und dass, um Legitimität gewährt zu bekommen, man eine „Krankheit“ haben muss. (The Scientific and Conceptual Basis of Incapacity Benefits (TSO, 2005) geschrieben von Gordon Waddell und Mansel Aylward; veröffentlicht vom Department for Work and Pensions). Neun Monate, nachdem Wessely et al. ihre negativen Ergebnisse in The Lancet veröffentlicht haben, hat eine zweijährige Studie, die von Dr. Beatrice Golomb im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums durchgeführt worden war, ihre Schlussfolgerungen nicht gestützt. Am 20. Oktober 1999 wurde um 14.20 im BBC World Service bekannt gegeben, dass das Pentagon als Folge der Golomb-Studie eine Stellungnahme herausgegeben hat, die bestätigt, dass sie ihre Politik jetzt geändert hätten und jetzt zugestehen würden, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Golfkriegssyndrom und dem Einsatz von Anti-Nervengastabletten mit Pyridostigminbromid (PB) geben könne, die die Truppen Großbritanniens gezwungen wurden, während des Golfkriegskonflikts einzunehmen. Das warf beträchtliche Zweifel auf hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse von Wessely. Später hat der Bericht des ‚Research Advisory Committee on Gulf War Veterans’ Illness’ von 2008 kategorisch die gleichzeitige Exposition gegenüber PB und Organophophatpestiziden als verursachenden Gründe beim Golfkriegssyndrom ermittelt (siehe unten). Zu den Belegen, die beim zweiten Weltkongress über CFS und verwandte Krankheiten (einschließlich Golfkriegssyndrom) vom 9.-12. September 1999 in Brüssel präsentiert wurden, gehörten auch Befunde einer unzureichenden Herz-Kreislauf-Funktion (Professor Ben Natelson), über die mögliche Rolle von Umweltfaktoren (Professor Paul Levine), Berichte über 600 Fälle von Anaphylaxie bei Angehörigen der US-Marine (Professor Garth Nicholson) und Belege dafür, dass der Golfkriegskonflikt der giftigste Krieg in der Militärgeschichte war (Professor Malcom Hooper), der über die Verabreichung von Impfstoffen sprach, zu denen auch Kampfstoffe der biologischen Kriegsführung gehörten sowie der Exposition gegenüber chemischen Kampfstoffen, darunter Senfgas und Sarin. Als ihnen befohlen wurde, diese Tabletten (NAPS – Nerve Agent Protection Sets) einzunehmen, traten bei manchen Truppen die klassischen Auswirkungen auf das autonome Nervensystem auf wie Schwitzen und unkontrollierbarer Durchfall, was dazu führte, dass ihre Schutzanzüge mit ihren eigenen Exkrementen beschmutzt waren. Außerdem waren sie abgereichertem Uran ausgesetzt (DU – depleted Uranium), giftigen Gasen von den brennenden Ölquellen, Lösungsmitteln und biologischen Gefährdungen wie Malaria, Leishmaniose, Flöhen, Krätze, Sandflöhen und Moskitos. Es war einfach, Studien zu entwerfen, die das gewünschte Ergebnis lieferten, sagte Hooper, aber es gab wenig Zweifel daran, dass die Truppen einen cholinergen Dreifachangriff erhalten hatten, und er stellte heraus, dass so beinahe das gesamte cholinerge System zerstört und/oder dysfunktional gemacht wurde. Könnte ein Mensch damit noch funktionieren? Die Antwort war NEIN – das zentrale Nervensystem war beeinträchtigt, genauso wie das autonome und periphere Nervensystem. Hooper diskutierte verschiedene diagnostische Tests, die bei den Golfkriegsveteranen hätten durchgeführt werden sollen, einschließlich neurologischer, immunologischer, kardiovaskulärer Tests, Nieren- und Leberfunktionstest, sowie Tests auf genetische Marker, Tests zur Untersuchung des oxidativen Zustands, der Knochendichte, auf die Funktionsfähigkeit von Bauchspeicheldrüse und Darm sowie der Darmdurchlässigkeit und die Bestimmung der Werte für Mikronährstoffe (Denigration by Design? Update November 1999: http://www.meactionuk.org.uk/Denigrationbydesign.htm ). Wessely hat selbst zugestanden, dass er bei seiner offiziellen Studie der Golfskriegsveteranen keine klinische Untersuchung oder Laboruntersuchungen vorgenommen habe. Er hat lediglich auf der Basis eines Fragebogens mit Selbstauskünften gearbeitet, die nur ausgewählten Veteranen geschickt worden waren, und dennoch hat er selbstbewusst geschlussfolgert, dass es so etwas wie das Golfkriegssyndrom nicht gäbe, und das Verteidigungsministerium hat seine Ergebnisse übernommen. Im Jahr 1999 haben Statistiken gezeigt, dass in den USA 9.000 Angehörige der im Golfkrieg stationierten Truppen gestorben waren (und dies waren Männer, die zuvor fit und gesund gewesen waren), und dass es 230.000 Erkrankte gab. Allein aus Großbritannien waren 53.000 Angehörige des Militärs in den Golfkrieg verwickelt, aber es war nicht bekann, wie viele von ihnen krank oder tot waren, denn die einzige epidemiologische Studie an britischen Veteranen war von Wessely et al. durchgeführt worden, bei der kein spezifisches Golfkriegssyndrom festgestellt werden konnte. Ein Überblick über alle epidemiologischen Daten, den Lea Steele für das Research Advisory Committee on Gulf War Veterans’ illness in Washington DC durchgeführt hatte und der am 17. November 2008 veröffentlicht wurde, hat ergeben, dass 25-30% aller Veteranen, die stationiert oder für eine Stationierung vorbereitet worden waren, krank waren. Hochgerechnet auf Großbritannien entspricht das 13.000 bis 16.000 Veteranen. Viele von ihnen sind gestorben, und der Rest lebt mit nicht anerkannten chronischen Multisystemerkrankungen mit schädlichen gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen auf ihre Frauen und Kinder. Dieser Bericht erstreckt sich über 450 Seiten und enthält mehr als 1.800 Literaturverweise. Seine wichtigsten Befunde sind, dass PB und NAPS ursächlich mit dem Golfkriegssyndrom in Zusammenhang gebracht wurden und dass Pestizide, insbesondere Organophosphate, ursächlich mit dem Golfkriegssyndrom in Zusammenhang gebracht wurden. Der Bericht stellt fest, dass das Golfkriegssyndrom die folgenden Merkmale hat:
(http://www1.va.gov/rac-gwvi/docs/GWIandHealthofGWVeterans_RAC-GWVIReport_2008.pdf). Trotz dieser Beweise scheint nichts die Überzeugung von Simon Wessely verändert zu haben, es gäbe kein Golfkriegssyndrom – Wessely, dem „führenden Forscher auf dem Gebiet der Gesundheit der Angehörigen des Militärs“, dessen Arbeit „die Angebote zur psychiatrischen Versorgung für die Armee dramatisch verbessert hat“. Vielleicht haben Sir Simon und diejenigen, die ihn nominiert haben, zwei Berichte in der Fachzeitschrift Neuro-epidemiology übersehen, die ein weiteres Mal zu bestätigen scheinen, dass er hinsichtlich des Golfkriegssyndroms vollkommen falsch liegt. Eine Studie mit meteorologischen und geheimdienstlichen Beweisen, die den Fallout der Chemiewaffen und der Bombardierung von Lagerstätten für Chemiewaffen zurückverfolgt haben, zeigt, dass das, was die Truppen berichteten, stimmt (obwohl es seinerzeit von den Behörden verleugnet wurde), und dieser Bericht liefert die unmittelbare Bestätigung für eine wiederholte Exposition gegenüber niedrigen Dosen von Sarin-Nervengas, die aus diesem Fallout resultierte (James J Tuite and Robert W Haley; Neuro-epidemiology 2013:40:160-177). Eine Begleitstudie zeigt, dass die Exposition gegenüber geringen Dosen Sarin-Nervengas in dem Fallout von der Bombardierung durch befreundete Truppen im anfänglichen Luftkrieg zu chronischer Krankheit beitrug, die sich „manifestiert durch Erschöpfung, Fieber und Nachtschweiß, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, nicht durch Erreger hervorgerufenen Durchfall, sexuelle Dysfunktion, chronische Ganzkörperschmerzen und Schädigungen des cholinergen Systems des Gehirns, was als Golfkriegskrankheit bezeichnet wird.“ (James J Tuite and Robert W Haley; Neuro-epidemiology 2013:40:160-177). Ist es nicht merkwürdig – oder gar bestürzend –, dass solche Ehren einem Psychiater zuteil werden, dessen Überzeugungen und dessen Lehrmeinung mit den veröffentlichten Erkenntnissen der Wissenschaft nicht übereinstimmen und dessen Überzeugungen auf so zwingende Weise widerlegt wurden?
Weitere Informationen:
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Eine Petition für die Aberkennung des Adelstitels "Sir" des Simon Wessely KONNTEN Sie ganz einfach hier unterzeichnen - aber sie ist, offensichtlich auf Intervention des Sir Simon selbst, zurückgezogen worden, nachdem bereits mehr als 700 Menschen unterzeichnet hatten:
Hier die Kommentare der Unterzeichner: http://www.meactionuk.org.uk/Comments-on-Wessely-petition.htm
Literaturhinweise:
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Einen sehr aufschlussreichen Schriftwechsel zwischen Lady Mar (einer honorigen Dame, die im britischen Parlament sitzt und sich seit vielen Jahren für die Interessen von Menschen mit ME/CFS einsetzt) und Sir Simon Wessely finden Sie hier: http://www.meactionuk.org.uk/Lady-Mar-to-Simon-Wessely.htm
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Wie es den armen Golfkriegsveteranen auf der gesundheitlichen und sozialen Ebene geht und welchen "Segen" Sir Simon Wessely über ihnen ausgeschüttet hat, das können Sie beispielhaft in diesem Artikel lesen: http://www.bbc.co.uk/news/uk-12195884
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Über Wesselys Erhebung in den Adelsstand und die Realität dessen, was er zu verantworten hat: http://www.blogistan.co.uk/blog/mt.php/2013/01/01/simon-wessely-more-sinning-than-sinned-against
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Über Wesselys Maddox-Preis: http://www.blogistan.co.uk/blog/mt.php/2012/11/09/simon-wessely-gets-courage-award-from-a-bunch-of-his-mates
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Über die Auswirkungen von Wesselys Ideologien: http://www.blogistan.co.uk/blog/mt.php/2012/11/14/the-reach-of-wesselys-theories
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Hier ein Artikel, aus dem klar hervorgeht, dass Wessely das Golfkriegssyndrom in die Nähe von Massenhysterie und durch Gerüchte erzeugt Einbildung bringt: http://www.sciencenews.org/view/generic/id/37761/description/Rumors_of_Gulf_War_Syndrome Die Hypothese, das Golfkriegssyndrom sei eingebildet und nicht real, hat den Regierungen der USA und Großbritanniens mit Sicherheit Milliarden an Entschädigungs- und Rentenzahlungen eingespart.
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Wessely über "Kriegssyndrome und den Einfluss der Kultur auf medizinisch ungeklärte Symptome": http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1088250/
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Malcom Hooper schreibt in seiner Analyse von Wesselys "Argumentationslinien" bezüglich ME/CFS und Golfkriegssyndrom in "Wessely's Ways - Rhethoric or Reason?":
From even before 1996, the time when he and fellow psychiatrist Anthony David were awarded $1million (£666,000) by the US Department of Defence in a Pentagon-funded study to investigate Gulf War illness among UK veterans (BMJ1997:314:95), Wessely continually denied the existence of Gulf War Syndrome.
In their official report on GWS published in the Lancet in January 1999 (Catherine Unwin et al. Lancet 1999:353:169-178), Wessely et al concluded that there is no such thing as Gulf War Syndrome and that the pathway of such illness could be the “perceived” risk of chemical attack, and that it was this “psychological” effect that might be contributing to the ill-health of Gulf War veterans.
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In der Gemeinde Camelford kam es durch einen Unfall zur Vergiftung der Wasserversorgung mit Aluminium. Simon Wessely hat die Krankheitssymptome, die infolgedessen bei den Menschen auftraten, als "Überreaktion" abgetan und darüber einen Artikel geschrieben: "The legend of Camelford: Medical consequences of a water pollution accident", Journal of Psychosomatic Research, Vol. 39, No. 1, pp 1-9. Den Gesamttext können Sie hier herunterladen: http://theoneclickgroup.co.uk/documents/ME-CFS_docs/The%20Legend%20of%20Camelford.pdf
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Auch die Menschen, die infolge der giftigen Stäube und Rauchentwicklung beim Anschlag auf das World Trade Center erkrankten, hat er mit psychologisierenden Pseudodiagnosen versehen - er bezeichnete ihre Erkrankungen als "World Trade Center Syndrome" und schrieb, dass wir doch gesünder als jemals zuvor seien und dass uns nur die Angst krank machen würde. Mit seiner Ideologie half er zu verleugnen, dass diese Menschen an den Folgen der giftigen Rauchgase erkrankt waren. Hier seine diesbezüglichen Äußerungen http://www.spiked-online.com/site/article/9235/, aus denen hervorgeht, dass er das alles nur für Hysterie und Ideologie hält - ausgerechnet er, der Ideologieproduzent par excellence. Er versteigt sich am Schluss zu der Aussage: "Anthraxiety and World Trade Centre Syndrome are the latest consequences of an ideology that tells us that our physical environment is responsible for most of our bodily discomforts and ills." - "Die Furcht vor Anthrax und das World Trade Center Syndrome sind die neuesten Konsequenzen einer Ideologie, die uns weismachen möchte, dass unsere physische Umgebung für die meisten unserer körperlichen Beschwerden und Missempfindungen verantwortlich sei."