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    Artikel des Monats Juni 2011 Teil 3

    "Science" fordert Rücknahme der Lombardi/Mikovits-Studie zu XMRV von 2009

    Bitte beachten Sie: 2012 hat sich herausgestellt, dass dieses XMRV keine Humaninfektion, sondern eine im Labor entstandene Chimäre war. Näheres unter Artikel des Monats Dezember 2012 - 1 auf dieser Website!

     

    Ein beachtliches Medienecho hat ein "Ausdruck der Besorgnis der Herausgeber" des Wissenschaftsmagazins "Science" in Bezug auf 2009 veröffentlichte Studie von Lombardi/Mikovits gefunden. Die Herausgeber fordern darin, dass die Autoren ihre Studie von 2009 zurückziehen.

    Zum wiederholten Male wurde in dieser "Editorial Expression of Concern" das Ende der XMRV-Forschung beschworen, weil alle positiven Befunde von XMRV bei Patienten mit ME/CFS und den gesunden Kontrollpersonen angeblich auf eine Laborkontamination zurückzuführen seien. Unterstützt würde diese These von einigen in den vergangenen Monaten veröffentlichen Arbeiten und jetzt von einem in Science Online veröffentlichten Artikel von Paprotka/Pathak et al. und einem weiteren, noch nicht veröffentlichten von Knox/Levy et al. unter Mitarbeit von Daniel Peterson. Eine entsprechende Pressemitteilung wurde ebenfalls veröffentlicht.

    Im SPIEGEL online ist zu lesen: "Maus-Virus scheidet als Erschöpfungs-Auslöser aus".

    Und das Ärzteblatt erklärt: "Chronisches Erschöpfungssyndrom: Mäuse-Virus war ein Laborfehler"

    In einem haben die Autoren mit Sicherheit recht: Es ist niemals behauptet worden, dass ein Mäusevirus mit ME/CFS im Zusammenhang steht, sondern ein humanes Retrovirus, das Mäuse eben nicht infiziert, sondern nur den Menschen, und welches mit Retroviren, die man auch bei Mäusen findet und die bei diesen neuro-immunologische Krankheiten und Krebs auslösen, zwar verwandt aber klar davon zu unterscheiden ist. Daher der Name Xenotropic murine leukemia virus - related Virus, abgekürzt XMRV.

    Wahrscheinlich aber beziehen sich die Autoren der o.g. Artikel auf XMRV. Ihre Schlussfolgerungen, dass dieses Virus als Auslöser des ME/CFS ausscheide und lediglich ein Laborfehler gewesen sei, erscheint jedoch im Angesicht der Antworten, die Mitarbeiter des Whittemore Peterson Institutes an Science geschrieben haben, mehr als fraglich:

    • Judy Mikovits' Antwort auf den "Ausdruck der Besorgnis der Herausgeber" von Science findet sich hier,

    • Annette Whittemores Antwort hier (Übersetzung hier)

    • und die Antwort des Ärztlichen Beirats des WPI hier (Übersetzung hier).

    In einer Petition fordern ME/CFS-Patienten Science dazu auf, diese "Editorial Expression of Concern" zurückzunehmen und ihrer Sorgfaltspflicht bei der Begutachtung der o.g. Artikel von Knox et al. und Paprotka et al. nachzukommen

    Weitere Artikel hierzu finden sich z.B. im Wall Street Journal, wozu insbesondere die Leserkommentare interessant und aufschlussreich sind. Den Beitrag von Mindy Kitey finden Sie unten. Eine Auflistung all der englischsprachigen Medienberichte zu dieser Angelegenheit finden Sie hier.

    Jamie Deckoff-Jones, Mitglied des Ärztlichen Beirats des WPI, schreibt in ihrem (privaten) Blog, dies sei "Ein trauriger Tag für ME/CFS-Patienten". Auch ihr Eintrag vom 2. Juni über ihre Motivation, diesen Blog zu schreiben, ist sehr aufschlussreich.

    Auch Heidi Bauer, ME/CFS-Patientin, hat in ihrem Blog einen offenen Brief an die Herausgeber von Science geschrieben.

    Selbst der Virusforscher Ian Lipkin vom Center for Infection and Immunity in Columbia, der mit einer Studie an 150 ME/CFS-Patienten und 150 gesunden Kontrollen beauftragt ist, nennt die Forderung  zum Zurückziehen des Lombardi/Mikovits-Artikels in einem Zeitungsartikel "zu diesem Zeitpunkt voreilig". Man müsse diese Studie ihren Verlauf nehmen lassen und sich die Daten genau ansehen und auswerten. Das Ergebnis wird für Anfang 2012 erwartet. Er sagte, auch wenn die neuen Veröffentlichungen interessant seien, würden sie sie nicht von der Fortführung ihrer Arbeit abhalten.

    27. Mai 2011

    An

    Dr. Bruce Alberts Editor-in-Chief

    Ms. Monica Bradford Executive Ediitor

    Science 1200 New York Avenue, NW Washington, DC 20005

    Betr. Lombardi et al.

    Lieber Dr. Alberts, liebe Ms Bradford,

    Als Präsidentin und Gründungsdirektorin des Whittemore Peterson Institute for Neuro-Immune Disease (zum Zwecke dieses Briefes werden das Institut und seine Partner hier als „WPI“ bezeichnet) habe ich eine Kopie der Notiz erhalten, die Sie gestern an Dr. Judy Mikovits gesandt haben.

    Ich weiß, dass die Erteilung eines „Ausdrucks der Besorgnis der Herausgeber“ (Editorial Expression of Concern – „EEC“) eine ernstzunehmende Sache ist und von Ihnen oder Ihrer Organisation kein leichtfertiger Schritt war. Ich hoffe, dass dieser Brief Sie auf der Basis zusätzlicher Informationen dazu anregen wird, die Herausgabe der EEC zurückzuziehen. Außerdem hoffe ich, dass Ihnen klar ist, dass die Publikation einer solchen Notiz einen großen wissenschaftlichen und möglicherweise auch finanziellen Einfluss auf die zukünftige Lebensfähigkeit des WPI und seiner Mission bzw. Forschung haben kann.

    Ihre Schlussfolgerungen, aufgrund derer Sie diese EEC herausgeben, beruhen auf „mindestens 10 Studien, die von anderen Forschern durchgeführt und an anderer Stelle veröffentlicht wurden [und in denen] berichtet wird, dass es nicht gelungen ist, das XMRV in unabhängigen Populationen von CFS-Patienten zu entdecken“. Nicht eine der 10 zitierten Studien, die die Ergebnisse unserer Forschung infrage stellen, können auf moralischer Grundlage behaupten, dass sie Replikationsstudien seien, in denen die Methoden, Verfahren oder Materialien der Lombardi et al.-Studie verwendet worden seien. Die einzige der zuvor veröffentlichten Studien, die behaupten kann, zumindest eine teilweise Replikationsstudie der Lombardi-Studie zu sein, ist die von Lo/Alter. Diese Studie bestätigte die Ergebnisse eines Zusammenhangs zwischen Retroviren und CFS, genauso wie die Lobardi-Studie. Die negativen Studien sind auf PCR konzentriert und enthalten zahlreiche Fehler. Für Ihre Zwecke habe ich eine ganz einfache Zusammenstellung der Methoden in verschiedenen Studien erstellt, die Ihnen als Instrument zum Vergleich dieser Studien mit der Lombardi-Studie dienen können (hier zum Download). Ich möchte Ihnen versichern, dass es keine Daten gibt, aus denen sich schließen lässt, dass unsere Forschungsergebnisse ungültig sind.

    Wir hatten bislang nicht die Möglichkeit, den unter Embargo stehenden Bericht von Paprotka et al zu überprüfen, aber die Theorie, dass XMRV aus der 22Rv1-Zelllinie entspringe, hat keinerlei Bedeutung für die Lombardi-Studie. Außerdem müsste jede Behauptung hinsichtlich einer Kontamination in der Lombardi-Studie auf überzeugende Weise andere maßgebliche Daten erklären wie z.B. die folgenden:

    1.      Wie kann es sein, dass in der Lombardi-Studie nur 3,7% der gesunden Kontrollen „kontaminiert“ waren?

    2.      Wie kann es sein, dass die positiven Proben von CFS-Patienten in der Lombardi-Studie mit der 22Rv1-Zellline kontaminiert wurden, wo doch die 22Rv1-Zelllinie in den Labors des WPI niemals vorhanden war und der Artikel von Lombardi bei Science zur Veröffentlichung eingereicht wurde fünf Monate bevor veröffentlicht wurde, dass die 22Rv1-Zelllinie XMRV exprimiert?

    3.      Wie können Patienten Antikörper auf verschiedene XMRV-Proteine (also Proteine eines humanen Gamma-Retrovirus) haben?

    Die Forscher des WPI haben keine Laborreagenzien  verwendet, die „weitgehend mit dem Virus kontaminiert waren“, und sie haben eine Kontamination eindeutig ausgeschlossen. Um eine angemessene Grundlage für Forderung an Ko-Autoren zu haben, ihren Artikel freiwillig zurückzuziehen, müsste man gezeigt haben, dass die gesamte Arbeit der Ko-Autoren das Ergebnis von Kontamination gewesen sei, was nicht bewiesen wurde, auch wenn andere bei ihren Arbeiten durchaus ein Kontamination entdeckt haben.

    Was den zweiten von Ihnen zitierten Bericht angeht, der von Knox et al. verfasst wurde, so bin ich verpflichtet zu berichten, dass die erste Autorin, Dr. Konstance Knox, im Hinblick auf das WPI nicht unvoreingenommen, unparteiisch oder unabhängig ist. Sie und ihr Labor, die Wisconsin Viral Research Group, sind ehemalige Vertragspartner und verließen das WPI unter schwierigen Umständen. Ihre Amtsführung war Gegenstand einer internen Überprüfung ernsthafter Angelegenheiten, die sich auf die Verletzung ethischer Grundsätze bezogen, auf den Missbrauch von unternehmensinternen Informationen, auf unangemessenen Gebrauch, Zurückhaltung und Zerstörung von Patientenproben und Daten sowie Streitigkeiten über den Besitz geistigen Eigentums.

    Außerdem ist es durchaus möglich, dass der wesentliche Inhalt der von Knox et al. berichteten Ergebnisse fehlerhaft ist, weil diese Autoren in keiner Weise die Möglichkeit gehabt haben sollten, Kenntnisse über die Identität von Patienten oder speziellen XMRV-Ergebnissen aus der Lombardi-Studie zu besitzen. Dr. Mikovits war für den Bereich der Sicherheit der Patientendaten verantwortlich und hat die Identität der Patienten oder die Ergebnisse ihrer Untersuchungen Dr. Peterson nicht mitgeteilt, trotz seiner wiederholten Versuche, an diese persönlichen Daten heranzukommen. Wenn die Autoren aber andererseits keinen solchen Zusammehang behaupten, dann ist die Studie einfach nur eine weitere, negative Studie, die keine Replikationsstudie ist. Dr. Knox und ihre Ko-Autoren haben niemals die Materialien angefordert oder unabhängigen Zugang zu diesen gehabt, die für eine Replikationsstudie notwendig gewesen wären.

    Angesichts dieser Tatsachen möchten wir mit dem gebührenden Respekt bitten, 1.) die Publikation der Knox-Studie und der EEC zurückzuhalten und 2) uns die Möglichkeit zu geben, Ihnen zusätzliche Daten zukommen zu lassen, die unsere Schlussfolgerungen stützen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Annette Whittemore

    Präsidentin

     

    University of Nevada, Reno/MS 0552 • 1664 North Virginia St. • Reno, Nevada 89557 • Phone: 775.682.8250 University of Nevada, Reno/MS 0552 • 1664 North Virginia St. • Reno, Nevada 89557 • Phone: 775.682.8250

     

    30. Mai 2011

    An

    Dr. Bruce Alberts Editor-in-Chief

    Ms. Monica Bradford Executive Ediitor

    Science 1200 New York Avenue, NW Washington, DC 20005

    Sehr geehrter Dr. Alberts und sehr geehrte Ms Bradford,

    In unserer Funktion als Mitglieder des Ärztlichen Beirats des Whittemore Peterson Institutes bitten wir Sie inständig, die Publikation Ihrer „Editorial Expression of Concern“ (EEC*) zu unterlassen. (*Ausdruck der Besorgnis der Herausgeber)

    Die EEC, so wie jetzt verfasst, ist in Bezug auf die wirklichen Fragen auf bedauernswerte Weise oberflächlich. XMRV wurde in humanem Prostatakrebsgewebe gefunden, und zwar in einem höheren Prozentsatz als bei gesunden Kontrollen. Die logische Schlussfolgerung ist, dass XMRV bei ME/CFS-Patienten mindestens im gleichen Prozentsatz auftritt wie in der Allgemeinbevölkerung, und alle Untersuchungsmethoden, die das XMRV in der Kontrollpopulation nicht finden, sind unzulänglich und von daher bedeutungslos.

    Was die 22Rv1-Zelllinie betrifft, scheint es uns, dass, weit davon entfernt, zu belegen, dass XMRV eine Kontamination sei, die Gemeinde der Wissenschaftler darüber besorgt sein sollte, dass 22Rv1 ein exogenes Retrovirus produziert, das humane Zellen infiziert – eine Zelllinie, der viele Wissenschaftler und Labormitarbeiter seit über 20 Jahren ausgesetzt sind. Dong et al., PLoS ONE. 2008; 3(9): e3144,haben in ihrem Artikel “A Natural Human Retrovirus Efficiently Complements Vectors Based on Murine Leukemia Virus” gezeigt, dass “XMRV als ein Helfervirus für MLV-basierte Vektoren fungieren kann“, die in der Gentherapie verwendet werden. Dass sollte für die Gemeinde der Wissenschaftler Anlass großer Besorgnis sein. Zitat aus diesem Artikel: 

    “Weitere Bedenken ergeben sich aus der Möglichkeit, XMRV in Kulturen von humanen Zellen zu finden, wo das Virus als Ergebnis von Virämien des ursprünglichen Spenders oder infolge einer Laborkontamination im Verlauf der Herstellung oder weiteren Vermehrung der Zelllinien auftauchen könnte. Ein Pool von MLV-basierten Konstrukten, die in solche Zellen eingeführt werden, wird sich wahrscheinlich im Laufe der Zeit herausbilden und könnte sich auf andere Zellen ausbreiten, insbesondere bei Experimenten mit Ko-Kultivierung. Außerdem könnten in einigen Fällen Impfstoffe mit abgeschwächten Lebendviren möglicherweise mit XMRV kontaminiert werden.“

    Keine der Veröffentlichungen hat die Daten, die von Lombardi et al. dargelegt wurden, widerlegt. Anstatt den Original-Artikel infrage zu stellen, wäre es angebrachter, eine Stellungnahme zu veröffentlichen, dass das Science Magazine zugibt, dass es Probleme bei der Entdeckung/Bestimmung (des XMRV) und viele mögliche Antworten auf die Diskrepanzen gibt. Angesichts der möglichen Konsequenzen, die sich ergeben, wenn man sich hier irrt, muss die Gemeinde der Wissenschaftler die Sache vorantreiben und dieses Rätsel lösen – und nicht aufhören, danach zu suchen. Es ist mit Sicherheit voreilig, einen „Ausdruck der Besorgnis der Herausgeber“ vor der Veröffentlichung der Ergebnisse der Studie von Dr. Lipkin herauszugeben.

    Für uns als Ärzte ist es ganz offensichtlich, dass ME/CFS eine retrovirale Ätiologie hat. Insbesondere eine Infektion mit humanen Gamma-Retroviren ist das beste Arbeitsmodell, das wir bei der Betreuung der äußerst ernsthaft erkrankten Patienten je hatten, Patienten, die seit Jahrzehnten sowohl von der Gemeinde der Wissenschaftler als auch der Gemeinde der Mediziner im Stich gelassen werden. Auf der klinischen Ebene wird diese Krankheit durch eine antiretrovirale Behandlung mit HIV-Medikamenten verändert, die sich in vitro als wirksam gegen XMRV erwiesen haben. Wir werden demnächst Fallstudien zur Veröffentlichung einreichen und haben bei der Ethikkommission um Genehmigung für eine offene Pilotstudie gebeten, um die Auswirkungen, die Sicherheit und Verträglichkeit von Tenofovir für ME/CFS-Patienten zu untersuchen.

    Allein in den Vereinigten Staaten gibt es mehr als eine Million ME/CFS-Patienten, weltweit sind es 17 Millionen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat bei südkoreanischen Schulkindern eine Rate von Erkrankungen des autistischen Spektrums (ADS) von einem von 38 Kindern gefunden. Wir sind dabei, zu zeigen, dass es in unserer Patientengruppe einen eindeutigen Zusammenhang zwischen diesen beiden Krankheiten gibt. Die Welt kann sich keine weitere Generation leisten, die infiziert ist. Das ist nicht einfach nur ein weiter „Ausdruck der Besorgnis der Herausgeber“. Ihre Besorgnis als Herausgeber sollte den Patienten gelten, oder in diesem Falle, dem Gesundheitszustand der Spezies Mensch. Werden Sie nicht zu der Zeitschrift, die dafür verantwortlich ist, dass die der dringend notwendige Forschung eingestellt wird.

    Mit freundlichen Grüßen

    Jamie Deckoff-Jones, MD

    Director of Clinical Services

    Joseph Brewer, MD

    Director of Infectious Diseases

     

    Michael Snyderman, MD

    Director of Hematology-Oncology

    University of Nevada, Reno/MS 0552 • 1664 North Virginia St.Reno, Nevada 89557 • Phone: 775.682.8250 University of Nevada, Reno/MS 0552 • 1664 North Virginia St. Reno, Nevada 89557 • Phone: 775.682.8250

     

    Leserbrief von Mindy Kitei zu dem Beitrag von Amy Dockser Marcus

    Als Wissenschaftsjournalistin und Bloggerin ist das, was ich an der Forderung der Science Herausgeber an Dr. Mikovits, ihre Studie zurückzuziehen, am merkwürdigsten finde, die Tatsache, dass über die Angelegenheit noch lange kein endgültiges Urteil gesprochen wurde. Obwohl einige Labors kein XMRV bei CFS-Patienten gefunden haben, ist anderen das gelungen. Diejenigen, die kein XMRV fanden, haben darin versagt, die Methoden und Patientenkohorten einzusetzen, die in der Original-Science-Studie verwendet wurden, und das macht ihre Ergebnisse fragwürdig. Zu den Labors, die das Retrovirus gefunden haben, gehört auch eine Studie des Lasker-Preis-Gewinners der National Institutes of Health, Dr. Harvey Alter und des FDA-Forschers Dr. Shyh-Ching Lo. Ihre Studie fand Varianten des XMRV bei 86% der Patienten und bei 7% der offensichtlich gesunden Kontrollpersonen. Alle Kontrollpersonen waren Blutspender, was darauf hindeutet, dass die Blutvorräte kontaminiert sein könnten.

    Außerdem gab es bei der Original-Science-Studie Ko-Autoren von der Cleveland Clinic und dem National Cancer Institute, die beide ebenfalls das Retrovirus bei CFS-Patienten gefunden haben. Hinzu kommt, dass andere Labors das Retrovirus bei CFS-Patienten gefunden haben, ihre Ergebnisse jedoch noch nicht veröffentlicht sind. Und schließlich haben angesehene Labors das Retrovirus auch bei Prostatakrebs-Patienten gefunden, was die Kontaminationstheorie absolut unwahrscheinlich werden lässt.

    Angesichts der Tatsache, das andere die Forschungsergebnisse von Mikovits repliziert haben und angesichts der Tatsache, dass für eine Patientengruppe, die nach 30 Jahren der Vernachlässigung durch die Regierung keine Behandlung bekommt, viel auf dem Spiel steht, angesichts der Tatsache, dass viele CFS-Patienten an ihrer Krankheit bereits gestorben sind und viele andere ein Leben führen müssen, als seien sie lebendig begraben, finde ich es problematisch, dass Science Dr. Mikovits gebeten hat, ihren Artikel zurückzuziehen.

    Einige betrachten diesen Schachzug als den ersten Schritt dazu, die gegenwärtig laufenden, von den NIH finanzierten XMRV-CFS-Studien zu stoppen, genauso wie das die US-Regierung vor 20 Jahren getan hat, als am Wistar Institute der Universität in Pennsylvania die ersten Belege für einen Retrovirus bei CFS-Patienten auftauchten. Damals hatten die Centers for Disease Control es abgelehnt, die Methode der Wistar-Forscherin Dr. Elaine DeFreitas zu replizieren. Als die CDC ihre Ergebnisse nicht replizieren konnten, ist diese Forschung zum Erliegen gekommen. Zwanzig Jahre später ist es auf der ganzen Linie ein déjà vu.

    Die Wissenschaft scheint versessen darauf zu sein, einen Konsens herzustellen, aber wie der Arzt, Autor von Medizinthrillern und Harvard-Absolvent Dr. Michael Crichton es einmal ausdrückte: „Seien wir uns darüber im Klaren: die Arbeit der Wissenschaft hat nicht das Geringste mit Konsens zu tun. Konsens ist das Geschäft der Politik. Im Unterschied dazu bedarf es in der Wissenschaft nur eines Forschers, der zufällig recht hat…“

    Ob Dr. Mikovits recht hat, ist reine Vermutungssache. Aber sie zu bitten, ihren Artikel zurückzuziehen, bevor die Wahrheit bekannt ist – das ist die Antithese von Wissenschaft.

    Mindy Kitei

    CFS Central

    http://www.cfscentral.com