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    Artikel des Monats Mai 2010 Teil 9

    Judy Mikovits beschreibt detailliert die Methoden der XMRV-Testung

    Bitte beachten Sie: 2012 hat sich herausgestellt, dass dieses XMRV keine Humaninfektion, sondern eine im Labor entstandene Chimäre war. Näheres unter Artikel des Monats Dezember 2012 - 1 auf dieser Website!

     

    Aus dem Bulletin of the IACFSME

    Brief an den Herausgeber des IACFS/ME Bulletins

    Judy A. Mikovits, PhD, Director of Research, Whittemore Peterson Institute, Reno, Nevada

    Seit der Veröffentlichung des Science-Artikels im Oktober 2009 über das Xenotropic murine leukemia-related virus (XMRV) bei Patienten mit Chronic Fatigue Syndrome (CFS) (1) wurden drei Papiere veröffentlicht, in denen nur mit Hilfe von Polymerasekettenreaktion (PCR) nach dem XMRV gesucht wurde und bei denen der Erreger nicht gefunden werden konnte (2-4). Da diese Papiere die Frage aufgeworfen haben, ob XMRV bei CFS-Patienten überhaupt vorhanden ist, möchten wir hier die genauen Methoden dokumentieren, die wir eingesetzt haben, um das XMRV aus den Blutproben der Patienten zu vervielfältigen. Wir möchten den Forschern dringend empfehlen, sich nicht nur auf eine DNA-PCR an nicht aktivierten mononukleären Zellen des peripheren Blutes (PBMCs) zu verlassen und bieten unsere Hilfe an, wenn diese nötig ist.

    Wie kommt es zu Berichten über negative PCR-Studien?

    Die erste Möglichkeit ist, dass wie bei HTLV-1 und anders als bei HIV die weltweite Verbreitung des XMRV gering ist, insbesondere in Europa, und dass chronische Krankheiten wie CFS in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche, umgebungsabhängige Auslöser haben. Bei unserer Arbeit, die wir nach der Veröffentlichung des Science-Papiers durchgeführt haben, fanden wir das XMRV bei Menschen aus der ganzen Welt, und wir denken deshalb, dass diese Erklärung unwahrscheinlich ist. Eine zweite Möglichkeit ist, dass es mehr Sequenzvariationen bei XMRV gibt als bislang bekannt. Sprich, aufgrund von unterschiedlichen Stämmen kann die PCR nur dann erfolgreich verlaufen, wenn die verwendeten Primer-Sequenzen die passenden für den jeweils spezifischen Stamm sind. Die für die PCR verwendeten Sequenzen stammen jedoch im Allgemeinen von konservierten Regionen des viralen Genoms, so dass diese Erklärung ebenfalls unwahrscheinlich ist. Die Replikationsrate des XMRV könnte sehr niedrig sein und/oder die Werte könnten bei ein und demselben Menschen im Laufe der Zeit schwanken. Diese Erklärung könnte auf einzelne Individuen zutreffen, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie auf eine große Zahl von Personen zutrifft, wie sie in den drei negativen Studien untersucht wurde. Wenn jedoch eine der letzten drei Möglichkeiten zuträfe, könnte ein einziger Durchlauf der PCR auf die aus PBMCs isolierter DNA, bei der Primer auf der Basis veröffentlichter Sequenzen eingesetzt werden, bei der wiederum hochspezifische PCR auf der Grundlage einer Sequenz eines einzigen molekularen Klons (VP62) verwendet wurde, dazu führen, dass das XMRV nicht vermehrt wird, selbst wenn die untersuchte Person infiziert ist.

    Eine vierte Erklärung wäre, dass die mononukleären Zellen des peripheren Blutes nicht das Hauptreservoir für das Virus sind. Man sollte bedenken, dass bei einer frischen HIV-Infektion eine PCR der mononukleären Zellen des peripheren Blutes das Virus nicht entdecken wird, da sich das Reservoir in den Makrophagen befindet.  Erst später werden die CD4-Zellen infiziert und erst dann wird die PCR des peripheren Blutes positiv.  

    Aus in vitro-Studien wissen wir etwas über den Tropismus des XMRV (Tropismus ist die Fähigkeit eines Virus, eine bestimmte Sorte von Zellen oder bestimmte Gewebe  zu infizieren und sich dort zu vermehren, d.Ü.), bis jetzt wurde jedoch noch keine vollständige Studie über den Tropismus in vivo durchgeführt.

    Es gibt weitere mögliche Erklärungen für die unterschiedlichen Ergebnisse zwischen der Lombardi-Studie und den nur mit PCR durchgeführten Studien, die gegenwärtig untersucht werden. 

    Trotz der derzeitigen Annahme, dass die PCR alle Fragen beantworten könnte, beruht eine solche Annahme auf schwerwiegenden Fehlern, und die Studien, in denen nur PCR verwendet wurde, werden selten ohne weitere, stützende Daten veröffentlicht. Aus diesem Grund wurden bei dem Science-Papier mehrere andere Biotechnologien für die Feststellung eingesetzt, dass XMRV ein infektiöses Retrovirus und ein Humanpathogen ist, das in Verbindung mit Menschen mit CFS gebracht werden kann. Man sollte beachten, dass die Frage, ob XMRV das CFS „verursacht“, in dem Science-Papier nicht diskutiert wurde.

    Aufgrund dieser Fragen und Probleme beschreiben wir hier die Methoden, die wir und andere Froscher derzeit einsetzen, um auf reproduzierbare Weise das XMRV zu bestimmen. Weil wir die technischen Informationen genau vermitteln wollen, ist der folgende Text sehr technisch und möglicherweise für Kliniker etwas schwierig. Wir bieten nochmals jede uns nur mögliche Hilfe an, um diese Methoden zu besprechen. (...)

     

    Den weiteren Text, in dem sie detailliert die folgenden Punkte abhandelt, finden Sie hier bzw. hier.

    AMPLIFICATION METHODS FOR XMRV DETECTION:

    1) REVERSE TRANSCRIPTION (RT)-[PCR]

    2-VIRAL AMPLIFICATION BY TRANSMISSION TO LNCaP (Biological amplification)

    3-VIRAL ISOLATION

    Judy Mikovits beendet ihre hochtechnischen Ausführungen mit folgender Feststellung:

    Insgesamt konnten wir mit den oben aufgezählten Methoden das XMRV erfolgreich identifizieren. Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen XMRV und CFS gibt und dass entsprechende Studien vorangehen. Wir sind uns bewusst, dass die Forschung über die Rolle des XMRV bei Menschen mit CFS und anderen neuro-immunologischen Krankheiten noch am Anfang steht, und wir sehen den wachsenden Erkenntnissen auf diesem Gebiet mit großer Spannung entgegen.

    Literatur:

    1. Lombardi V, Ruscetti F, Gupta J, Pfost M, Hagen K, Peterson D, et al. Detection of an infectious retrovirus, XMRV, in blood cells of patients with chronic fatigue syndrome. Science. 2009;326(5952):595-89.

    2. Erlwein O, Kaye S, McClure M, Weber J, Wills G, Collier D, et al. Failure to detect the novel XMRV in chronic fatigue syndrome. PLoS ONE. 2010;5: e8519. doi:10.1371/journal.pone.0008519.

    3. Groom H, Boucherit V, Makinson K, Randal E, Baptista S, Hagen S, et al. Absence of xenotropic murine leukaemia virus-related virus in UK patients with chronic fatigue syndrome. Retrovirology. 2010;7(10 [Epub ahead of print]).

    4. Kuppeveld F, de Jong A, Lanke K, Verhaegh G, Melchers W, Swanink C, et al. Prevalence of xenotropic murine leukaemia virus-related virus in patients with chronic fatigue syndrome in the Netherlands: retrospective analysis of samples from an established cohort. BMJ 2010;340(doi:10.1136/bmj.c1018).

    5. Bulletin of the IACFS/ME. 2010;18(1):3-6. © 2010 IACFS/ME