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    Artikel des Monats November Teil 5

    Kommentar zu der Fachtagung des „Fatigatio e. V.“ am 25. bis 26. September 2010

    Dr. med. Anna Dorothea Höck

    Diese Tagung hat gehalten, was sie versprach. Wegweisende Diagnostik und Therapiemöglichkeiten wurden vorgetragen. Das Krankheitsbild der chronischen Erschöpfung (CFS/ME) wurde aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet.  Trotz unterschiedlichen Aspekten  erscheinen  alle dennoch miteinander vereinbar zu sein, da durchaus von Kombinationsschädigungen ausgegangen werden muss.

    Die biochemische Beschreibung des Stickstoff/Peroxynitrit-Zyklus (NO/ONOO-cycle) spielt nicht nur bei CFS/ME eine Rolle, sondern bei vielen schweren Erkrankungen. Seine Rolle in den verschiedensten Krankheitsgeschehen ist bereits eindeutig in der internationalen medizinischen Literatur belegt und anerkannt. Um den Weg dahin zu bahnen, dass auch CFS/ME auf diesen Zyklus wirklich zurückzuführen ist, wird es in Zukunft wichtig sein, vor allem 3-Nitrotyrosin und TNF-alpha als relativ stabile Marker des nitrosativ-oxydativen Stresses routinemäßig in die Diagnostik mit einzubeziehen. Es bleibt aber dennoch zu überprüfen, ob das tatsächliche Befinden des Erkrankten und diese Laborwerte auch wirklich übereinstimmen.

    Sollten sich die Forschungshinweise verdichten, dass bei schwer verlaufendem und fortschreitendem CFS ein Retrovirusbefall bzw. eine anderweitige reaktivierte Infektion vorliegt, wäre eine klare kausale Ursache gefunden, die sicher auch Akzeptanz der Ärzte bewirken würde. Mehrere der Vortragenden wiesen darauf hin, dass zu erwarten ist, dass nicht nur eine Art von Erreger bei allen Patienten gefunden wird, sondern möglicherweise sehr viele unterschiedliche.

    Es stellt sich zudem die Frage, ob die Immunschwäche, die regelmäßig bei CFS/ME zu beobachten ist, eine Folge von Infektion ist, oder ob eine solche zum Beispiel durch Intoxikation, Extrem-Stress, Fehlernährung und/oder Vitamin D-Mangel erzeugt wird. Während ein gesundes Immunsystem diese Keime, die daher „opportunistische Keime“ genannt werden, in Schach halten kann, schafft das geschwächte Immunsystem das nicht mehr.  

    Zur Therapie wird es in jedem Fall nötig sein, neben möglichen gezielten Maßnahmen der Keimabtötung, wenn das denn überhaupt möglich sein wird, das Immunsystem der Erkrankten zu stärken. Die Mittel, dieses zu bewerkstelligen, kamen auf der Tagung zur Sprache. Dazu gehört sowohl die Zufuhr wertvollster Nähr- und Vitalstoffe, aber auch möglichst wenig Fremdstoffbelastung, und nicht zu vergessen, seelisch stressfreie Rahmenbedingungen bezüglich Diagnostik und Behandlung in Form von vorurteilsloser ärztlicher Akzeptanz und Anerkennung der Erkrankung, aber auch ein guter Vitamin D-Status und aufgefüllte Calcium-Speicher, letzteres um eine Vitamin D-Resistenz zu vermeiden.

    Es ist sicher auch von großem Interesse, dass toxische Substanzen vergleichbare Entzündungsreaktionen hervorrufen können wie ein schleichender Infektionserreger.

    Die bei CFS/ME zu beobachtende eingeschränkte Entgiftungsfunktion ist ein weiterer wichtiger Aspekt, da es dadurch zu relativen Vergiftungen durch sehr niedrige Stoffkonzentration kommen kann, die dem Gesunden überhaupt nichts ausmachen. Von besonderem Interesse ist es, dass ein hoher Prozentsatz der Erkrankten aufgrund ihrer genetischen Ausstattung bereits eine eingeschränkte Entgiftungsfunktion hat und dadurch für eine CFS/ME Erkrankung prädisponiert ist. Es wurde von einem Cluster von 28 genetischen Stoffwechsel-Varianten bei CFS/ME gesprochen.

    Allerdings kommt es auch bei Vitamin D-Mangel zu eingeschränkter Entgiftungsfähigkeit, da die genetische CYP3A4-Expression dann vermindert ist. Da CYP3A4 ca. 50% aller Umweltgifte weiterverarbeitet, muss diese erworbene Krankheitsdisposition ebenfalls mitberücksichtigt werden.

    Von Interesse muss es auch sein, dass auf dem Boden der Alltagsbedingung eines suboptimalen Vitamin D-Spiegels bereits eine chronische Müdigkeit und Abgeschlagenheit, und eine Neigung zu immer wiederkehrenden Infekten (Immunschwäche) zu beobachten ist. Diese Beschwerden sind noch nicht so gravierend und beeinträchtigend wie bei CFS/ME, weisen aber schon das typische Beschwerdemuster der chronischen Erschöpfung auf, und sind mit vielfältigen funktionellen Störungen, sowie Schmerzen, vornehmlich im Bereich von Kopf und Bewegungsapparat kombiniert. Es erscheint durchaus möglich, dass sich aus dieser noch als harmlos bewerteten „Alltagsmüdigkeit“, die eben „nicht nur Müdigkeit“ ist, bei Nichtbehandlung der wahren Ursache schließlich CFS/ME entwickeln kann.

    Es mag ja verständlich sein, wenn eine weitere Kostenausweitung im Gesundheitswesen gefürchtet wird, und daher neue Erkenntnisse angstvoll und nach Kräften unterdrückt werden. Allerdings würden sich durch die heute schon zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einer gezielten und frühzeitig einsetzenden Diagnostik einschließlich der sich daraus ergebenden therapeutischen Konsequenzen massive Kosteneinsparung ergeben, da Folgekosten, wie Antibiotika, Schmerzmittel, Psychopharmaka, und auch in Wirklichkeit gar nicht indizierte Langzeit-Psychotherapien entfallen könnten. Die Augen vor diesen Einsparpotentialen hartnäckig weiter zu verschließen, wird in Zukunft sicher nicht mehr gelingen.

    Tröstlich war es zu hören, dass in Italien und Norwegen, im Gegensatz zu Deutschland, im Rahmen von Förderprogrammen wenigstens ernsthafte Pilotversuche der Diagnostik und Therapie gestartet worden sind, um den Erkrankten in einer für sie annehmbaren Form zu helfen.

    Das klare Fazit dieser wundervollen Tagung in Dortmund ist, dass CFS/ME eine schwere, behindernde körperliche Erkrankung ist, die allerdings selbstverständlich, wie es bei jeder schweren Erkrankung der Fall ist, auch mit seelischen Symptomen einhergeht. Eine vorurteilsfreie Haltung in Deutschland gegenüber den Erkrankten ist in Zukunft unabdingbar. Wer auf einer Psychogenese als Krankheitsursache verharrt, macht sich schuldig an den Erkrankten und am gesamten Gesundheitssystem. Studien über mögliche chronische Infektionen, Einschränkung der Entgiftungsfähigkeit, Vitamin D-Status und potentielles Ansprechen auf eine ausreichend hoch dosierte Substitution mit Calcium und Vitamin D, mit gegebenenfalls ergänzender Verabreichung weiterer Vitalstoffe, die sich als Gegenmittel gegen einen pathologischen NO/ONOO-Zyklus bewährt haben,  sind mit Nachdruck zu fordern.  

    Dr. med. Anna Dorothea Höck

    Ärztin für Innere Medizin, Psychotherapie

    Mariawaldstr. 7

    50935 Köln

    Tel: 0221-466650